Montag, September 02, 2013

Farofa mineira und Vinagrete

Vor einiger Zeit machte mich meine Mutter auf ein akutelles Kochevent aufmerksam: Dinner um 8 ruft zusammen mit der Frankfurter Buchmesse dazu auf, brasilianisches auf den Teller zu bringen. Schließlich ist Brasilien das diesjährige Gastland.

Cook it with Samba!

Tja, da stand ich nun. Meine Ehre gebietet es mir irgendwie schon, dass ich da mitmache, schließlich habe ich eine besondere Beziehung zu Brasilien: Vor über 10 Jahren habe ich die 11. Klasse in Ouro Branco, einer Kleinstadt im Bundesstaat Minas Gerais bei einer Gastfamilie verbracht und 11 Monate lang Land, Leute und natürlich Küche aus erster Hand kennengelernt. Seitdem war ich noch drei Mal in diesem so großen, so faszinierenden Land.

Ouro Preto, Minas Gerais

typisch Minas Gerais, Serra de Ouro Branco

Ich freue mich immer sehr auf das Essen vor Ort, und doch - zu Hause in Deutschland koche ich nie brasilianisch. Zu unterschiedlich die Gewohnheiten: Während bei mir praktisch immer "Ein-Teller-Gerichte" auf den Tisch kommen, gibt es das in Brasilien kaum bis gar nicht.

Das typische Mittagessen besteht ja schon aus Reis, Bohnen, Salat und Fleisch. Dazu dann gern noch Lasagne, irgendwelche Nudeln, Kartoffelpüree.. das wirkt für den Europäer erstmal etwas suspekt, man gewöhnt sich aber problemlos dran ;). Bei meinem letzten Besuch in Brasilien vor drei Jahren habe ich übrigens mal eine Woche mein Mittagessen fotografiert - hier gehts zum Bericht.

Die brasilianische Küche ist vielfältig und lebt von zig Einflüssen. Ureinwohner, Sklaven aus Afrika, Einwanderer aus Europa, Japan, dem mittleren Osten - alle bringen einen Teil ein. Dann ist natürlich noch die große Frage, wo man sich aufhält - Brasilien besteht nämlich nicht nur aus Strand und Meer ;).

So unterscheidet sich die Küche aus Minas, die ich kennen gelernt habe deutlich von der an der Küste. Fisch und Krabben spielen keine Rolle, dafür gibts viel Fleisch, Milchprodukte, das berühmte Pao de Queijo, viel Eintöpfe und die berühmten Süßigkeiten.

Tja, was koch ich also jetzt? Wer den Blog hier regelmäßig verfolgt, weiß, dass ich praktisch kein Fleisch zubereite. Und fleischlos und Brasilien ist.. schwierig. Jedenfalls nicht mehr ganz so typisch. Nachdem ich dann noch eine Tüte Maniokmehl aus dem Vorratsschrank gefischt habe, wusste ich, was ich euch zeige: Eine ganz bodenständige Beilage, die man locker auch zum Hauptessen aufbauschen kann.


Farofa ist geröstetes Maniokmehl, das gut zu allen Bohnengerichten passt, es gehört als klassische Beilage zur Feijoada, wird aber auch gern zum Churrasco gereicht.

Die Basis ist geröstetes Maniokmehl, dem etwas Butter zugesetzt wird - und dann sind der  Fantasie praktisch keine Grenzen gesetzt: Sehr häufig wird Farofa mit Ei zubereitet, mit Wurstscheiben und Bacon aufgemotzt, man kann Cashews hinzugeben, frische Ananas, Möhre, Paprika, Couve (brasilianischer Kohl)... ich habe eine Variante gemacht, die es bei uns öfter zu Hause gab. Allein ist die Sache natürlich etwas trocken - super schmeckt Farofa mit Bohnen. Zum Churrasco gibt es zur Farofa auch häufig eine Vinagrete (sprich: Wienagrätsch ;) ) - eine Art Salsa mit Tomaten, Paprika, Zwiebeln und Chili.. und weil ich hier kein Picanha grillen kann, gibts jetzt erstmal eben nur Farofa und Vinagrete.. hab ich vor 10 Jahren nämlich schon seeehr gern gegessen.

Bei unserem Dorfmetzger habe ich natürlich keine brasilianische Linguica bekommen, als Ersatz gibt es eine der Chorizo ähnlichen italienische Paprikawurst.
Herr Kochfrosch, der mit brasilianischer Küche noch nie in Berührung gekommen ist, hat es jedenfalls sehr gut geschmeckt.

Farofa mineira (Farofa aus Minas) mit Vinagrete



==========REZKONV-Rezept - RezkonvSuite v1.4
Titel: Farofa mineira
Kategorien: Brasilien, Glutenfrei, Beilage
Menge: 2 Als Hauptgericht

Zutaten

100GrammLinguica (brasilianische geräucherte Wurst,
-- ersatzweise z.B. Chorizo)
200GrammManiokmehl
1Zwiebel
1Knoblauchzehe
1/2Paprika
3Frühlingszwiebeln
1Möhre
Olivenöl
Butter
2Eier
Salz
Pfeffer
Frisch gehackte Petersilie
Oliven (grün oder Kalamata, nach Belieben)

Quelle

Erfasst *RK* 02.09.2013 von
Kathi Holzapfel

Zubereitung

Maniokmehl in einer beschichteten Pfanne bei schwacher Hitze rösten, dabei aufpassen, dass es nicht anbrennt, beiseite stellen.
Zwiebel fein würfeln, Knoblauch würfeln, Paprika würfeln. Frühlingszwiebeln in Ringe schneiden. Möhre raspeln. Eier verkleppern, mit Salz und Pfeffer würzen. Die Wurst in etwa 1-2 cm dicke Scheiben schneiden.

Die Wurst (falls nötig in etwas Öl) anbraten. Zwiebeln zugeben und glasig dünsten, Knoblauch hinzugeben. Paprika, Möhre und Frühlingszwiebeln ebenfalls etwas anbraten. Die Zutaten an den Rand schieben, in die Mitte der Pfanne noch etwas Öl oder Butter geben und die Eier hineingeben, leicht stocken lassen und mit den restlichen Zutaten verrühren. Maniokmehl hinzugeben und noch etwas weiterbraten, bis alles krümelig ist. Ggf. noch etwas Butter zufügen.
Mit Petersilie bestreuen und nach Geschmack Oliven hinzugeben. Zusammen mit Vinagrete servieren.

Farofa, also geröstetes Maniokmehl wird als Beilage zu vielen Gerichten in Brasilien gereicht, z.B. zum Churrasco (zusammen mit Vinagrete), zu Feijoada oder einfach so zu Bohnen. Es gibt sie von ganz einfach, nur mit Zwiebeln und etwas Ei, bis zu aufgemotzt mit Wurst, Bacon oder Gemüse.
=====
==========REZKONV-Rezept - RezkonvSuite v1.4
Titel: Scharfsaure Sauce - Vinagrete
Kategorien: Beilage, Gemüse, Brasilien, vegetarisch, vegan
Menge: 3 Portionen

Zutaten

1Zwiebel, gewürfelt
1Knoblauchzehe; gepresst
1-2Tomaten; gewürfelt
1Grüne Paprikaschote; gewürfelt (K: gelb /rot)
4Feingehackte Malagueta-Chilis; oder andere
-- kleine scharfe Chilischoten; nach Geschmack
-- mehr oder weniger
Salz
1Essl.Essig
1Limette: Saft
4-6Essl.Öl; nach Bedarf

Quelle

Menü des Monats
GBV Geiersthal
Oktober 2003
erfasst von Petra Holzapfel

Zubereitung

Zwiebel, Knoblauch, Tomaten und Chilis in eine kleine Schüssel geben. Essig, Limettensaft und Salz zugeben und alles vermischen. Soviel Öl zugeben, dass die Gemüsemischung knapp bedeckt ist.
Diese pikante salatartige Sauce passt zu vielen brasilianischen Gerichten.
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"Meine Straße" mit Blick zur Serra, Ouro Branco, MG

Wer noch mehr über Brasilien und seine Essgewohnheiten wissen will, kann sich hier auch noch ein bisschen umsehen, die Beiträge sind mit Brasilien getaggt.

(Und wenn ich bis zum Schluss des Events noch Maracujas bekomme.. dann gibts vielleicht doch endlich mal mein geliebtes Maracuja-Mousse als Nachtisch..)

12 Kommentare:

  1. Liebe Kathi, was für tolle Bilder, tolle Landschaften und ein sehr leckeres Gericht. Bodenständig. Gefällt mir.
    Hat die Wurst jetzt anders geschmeckt als in Brasilien?
    Vielen Dank fürs Dabei sein.
    LG
    Claudia

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    1. Genau - bodenständig ist das Wort, was die Küche von Minas ganz gut beschreibt. Definitiv kein Chichi. Klar, die Wurst schmeckt schon ein bisschen anders, macht aber nichts. Die englische Wikipedia weiß auch ein bisschen mehr über Linguica: http://en.wikipedia.org/wiki/Lingui%C3%A7a - demnach ist Chorizo vermutlich eine ganz ordentliche Alternative.

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  2. Toller Bericht rund um dieses brasilianische Gericht! 11 Monate weit weg von daheim in einem fremden Land und dabei noch so jung - super Erfahrung!

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    1. Danke - es war wirklich eine sehr sehr tolle Erfahrung und ein wunderbares Jahr, ich bin immer noch sehr dankbar, dass ich das machen konnte/durfte.

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  3. Hach, ich liebe Farofa!
    Ich war selbst vor 8 Jahen für 6 Monate in Brasilien und seit dem inzwischen natürlich auch noch mal! =)
    Das Essen hab ich immer gern gegessen, auch wenn es als keiner glauben kann, dass es als Grundlage immer Reis und Bohnen gab. =D

    Viele Grüße,
    Sarah =)

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    1. Am Anfang hats mir fast gefehlt hier.. komisch, dass ich hier so selten Reis und Bohnen mache.. bräuchte auch erstmal einen Druckkochtopf ;).

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  4. Was für schöne Fotos, da kommt gleich Fernweh auf!

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  5. Lieben Dank für Deinen netten Kommentar auf unserem Blog! So kenne ich nun auch Deinen und bin sehr angetan. Farofa hatte ich auch schon auf dem Schirm - Deine sieht ganz wunderbar aus (und erst die schönen Fotos aus Brasilien, ich könnte sofort die Koffer packen...).

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    1. Ja ich auch! V.a. als ich die Fotos durchgeguckt habe, kommt gleich wieder Fernweh auf. Und das nächste Mal kommt dann natürlich auch die gute Kamera mit, habe mich da inzwischen ja doch etwas verbessert, ich freu mich schon richtig drauf.

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  6. Wie hast du dich in Brasilien ernährt, warst du da schon Vegetarierin?

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    1. Nein, war ich nicht (und bin ich ja auch immer noch nicht). Man kann sich aber durchaus vegetarisch ernähren - an Gemüse und Obst mangelt es ja nicht ;). Als ich das letzte Mal da war, habe ich versucht, möglichst fleischarm zu essen - das klappt sehr gut, wenn man jetzt z.B. nicht so genau schaut, ob mit den Bohnen zusammen Speck angebraten wurde oder so. Reis, Bohnen und Salat steht ja auf jedem Mittagstisch. Unterwegs gibts auch viele Möglichkeiten, so ist es nicht. Außerdem gibt es auch in Brasilien inzwischen Vegetarier.. zwar gab es durchaus auch die Kommentare von wegen "und von was ernährst du dich??", aber die gibts hier ja auch immer noch zu hören ;).
      Insgesamt ist die klassische brasilianische Küche aber schon fleischorientiert ("und was ist mit Hühnchen? Du isst doch Hühnchen, oder?"), man ist halt stolz auf sein Churrasco :).

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