Ich habe 8 Mittagessen fotografiert, teilweise Wochenende, teilweise wochentags, teilweise selbstgekocht, teilweise geholt (meine Eltern sind beide berufstätig). Auf den ersten Blick erscheinen viele Sachen nicht viel anders als in Europa, auf den zweiten dann vielleicht doch.
Der erste Hinweis dazu zeigt sich schon im Supermarkt: Reis wird selten in Packungen unter 5 kg verpackt und natürlich Bohnen, rot und schwarz. Diese beiden Zutaten fehlen auf so gut wie keinem Mittagstisch.
Das "typische" Mittagessen der Durchschnittsfamilie beinhaltet also
- eigentlich immer Reis und Bohnen (im Druckkochtopf gekocht, manchmal püriert)
- Fleisch
- irgendwas Gemüsiges und oder Salat - wobei "Salat" oft einfach Tomatenscheiben oder ein bisschen Blattsalat ist, "angemacht" wird er mit Olivenöl und Salz
und oft noch tausend andere Sachen.
Ein Muss auf dem Tisch: Olivenöl, meistens portugiesisches. Das wird teilweise in rauen Mengen über alles gegeben.
Am Anfang dachte ich, mir hängen Reis und Bohnen irgendwann zum Hals raus - das geht aber komischerweise sehr gut, jedenfalls habe ich nach 11 Monaten eher Entzugserscheinungen verspürt.
Wirklich auffällig ist die Menge an Gerichten, die verspeist werden - "nur" Nudeln, "nur" Lasagne gibts praktisch nicht - da gibts mindestens noch Reis und Bohnen dazu! Das ist am Anfang etwas komisch, aber man gewöhnt sich an vieles!
Na dann mal los - 8 meiner Teller. Nicht ganz korrekt wiedergegeben: Die Fleischmenge (wenns ging, hab ichs komplett weggelassen, wenn nicht, weniger genommen). Es wird viel Rind und Huhn gegessen, Schwein ist etwas seltener.
1. Reis aus dem Ofen mit Erbsen, Mais und Hühnchen, dazu Reis, Bohnen und Kartoffelpüree (+ extra Fleisch!)
2. Kartoffelbrei, Reis, Knobi-Brokkoli, Tomaten und Palmherzen (+ Fleisch)
3. Lasagne, Reis, Salat, Tomate (+ Grillhähnchen!)
4. Reis, Bohnen, Farofa de Ovo (geröstetes Maniokmehl mit Ei, oben rechts im Bild), Jiló (ein grünes Gemüse, das gekocht leicht bitter schmeckt, unten rechts im Bild) und allerlei Salatgedöns (+ Fleisch)
1. Reis, Bohnen, Brokkoli, Tomate, Palmherzen und Vaca Atolada - ein typischer Eintopf aus Minas mit Maniok und Rindfleisch
2. ebenfalls ein sehr beliebtes Gericht in Brasilien: Stroganoff, dazu Reis, Tomaten und sehr beliebt: Batata palha, also etwas dünnere Kartoffelsticks, die mit Salz gewürzt sind. Die isst man ebenfalls zu Hamburgern, Hot Dogs und im brasilianischen "Salat" Salpicao
3. Kartoffelbrei, Reis, viel Salat und ein Schmortopf mit Rind, dunklem Bier, Mais und Erbsen
4. Schmortopf mit Rind, Bohnen, Möhren, Paprika und Kartoffeln, Reis, Bohnen und Angú mit Käse (Angú ist sehr feine Polenta)
Die Bilder sind nicht immer der Hit, aber es schmeckt wirklich gut. Wenn man in Minas am Wochenende zum Essen geht, wird in vielen traditionellen Restaurants das Essen in Specksteintöpfen (Panela de Pedra) über dem Holzfeuer (Fogao a Lenha) zubereitet - sehr heimelig, sofern es nicht gerade 35°C hat..
Das ist sehr spannend. Bekommen wir auch noch brasilianisches Abendessen/brasilianische Süßspeisen oder ähnliches zu sehen? Ich bin neugierig.^^
AntwortenLöschenIch finde das ebenfalls sehr spannend. Bitte mehr davon! Und was für einen Reis ist man dort normalerweise? Eine bestimmte Sorte? Oder immer unterschiedliche?
AntwortenLöschenMehr!
Toll! Irgendwie habe ich mir das Essen in Brasilien anders vorgestellt. Und die Töpe haben mein Interesse geweckt. Bekommt man die leicht wieder saber?
AntwortenLöschen@Noctua: Gerade Süßigkeiten wären wirklich ein Thema für sich. Ich habe aber leider kaum Bilder hierzu. So viel sei gesagt: Alles ist sehr sehr süß. In Minas isst man viel Doce de Leite (eingekochte, karamellisierte Milch), gern auch mit Kokos oder Schokocreme vermischt. Außerdem gibt es zig "Docinhos", kleine Pralinen, oft mit gesuesster Kondensmilch zubereitet, wie z.B. Brigadeiro. Und dann natuerlich noch die eingemachten, gezuckerten Früchte, teilweise auch zu einer Art festen Marmelade gepresst (Goiabada aus Guaven, Bananada aus Bananen..) Ok. Vielleicht doch ein Eintrag?
AntwortenLöschen@nata: Der Reis ist "normaler" Langkornreis, wird aber zumindest in meiner Familie immer mit einem Tempero aus Salz und viel Knoblauch zubereitet, so dass er einen gewissen Knoblauchgeschmack annimmt :). Theroetisch gibt es aber z.B. auch Arborioreis für Risotto - verwendet meine Familie aber nicht.
@Der silberne Löffel: Meine Familie hat nur einen solchen Topf und da werden immer Bohnen drin gekocht - aber sauber kriegen ist glaub ich kein so großes Problem..
Das Essen im Nordosten unterscheidet sich schon deutlich: schärfer, mehr Kokos, mehr Fisch und Meeresfrüchte, mehr Dende-Öl etc. Also vielleicht eher das, was man sich so vorstellt.
Kathi so gutes esses von Brasilien.
AntwortenLöschenEstou morrendo de saudades de comer isso tudo.
bjs
@de tudo um pouco: tb estou! quem é vc? te conheco?
AntwortenLöschenBin grad geschäftlich in Brasilien (Sao Paulo) unterwegs. Kann bestätigen dass es jeden Tag in der Kantine den gleich Reis und die gleichen Bohnen mit verschiedenen anderen Sachen dabei gibt und einem das auch nach einer Woche nicht zum Hals heraushängt. Alles suuuper lecker bin gespannt, die Tage gehts mit den Kollegen in eine Churrasceria hab da viel gutes von gehört.
AntwortenLöschenUnd oh ja, alles Süsse ist natürlich seeeeeeehr süss.
Gruß
Kai
Na dann viel Spaß beim Fleisch schlemmen ;). Ich war einmal mit meinen Eltern in Salvador in einer Churrascaria (Boi Preto, gibts glaub ich auch in anderen Städten) und mein Vater schwärmt noch heute vom Fleisch - das ist fast 10 Jahre her..
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