Mittwoch, August 30, 2017

Roadtrip Baltikum#3: Soomaa Nationalpark

1. Station in Estland: Der Soomaa Nationalpark. Der Nationalpark, eine der wildesten Regionen Estlands, liegt im Südwesten des Landes - die Gegend ist nur dünn besiedelt und auch der Nationalpark ist lang nicht so besucht, wie z.B. der Laheemaa Nationalpark östlich von Tallinn, vielleicht auch, weil er im Lonely Planet gerade mal eine Seite umfasst.


Ich hatte Bilder gesehen, von Weite und von Mooren, einer faszinierenden Landschaft und ich wusste - da wollte ich unbedingt hin!
Der Nationalpark umfasst vier Hochmoore, die durch Flüsse geteilt werden. Es gibt ein paar angelegte Bohlenpfade, außerdem werden geführte Moorschuhwanderungen und Kanufahrten angeboten. Auf dem Nationalparkgebiet leben noch Bären, Luchse, Elche, Wölfe und Adler - zu Gesicht bekommt man die als Gruppe aber kaum.

Um etwas mehr übers Moor zu erfahren und um es abseits der Bohlenpfade zu erkunden werden diverse Touren angeboten - wir haben uns für das Paket "Wilderness Day Trip" via soomaa.com entschieden. Mit Edu, dem besten Guide ever ging es ca. 4 Stunden durch die Natur. Moltebeeren, Sumpfporst und Sonnentau sind hier zu Hause.

Als erstes bekommt jeder eine Flöte geschnitzt, dann gehts los.


Der erste Kilometer wird noch herkömmlich zurückgelegt, dann wird der Boden feuchter. Zeit für die Moorschuhe! Die Schuhe sehen so ähnlich aus wie Schneeschuhe und funktionieren auch so ähnlich. Man läuft wie auf einem Wasserbett, der ganze Boden wabert und wackelt. Zu lange stehen bleiben kann man - je nach Feuchtigkeitsgrad - nicht: Dann sickert das Wasser nach oben und es wird so langsam nass im Schuh.


Übergang Wald - Moor: Durch den nährstoffarmen Boden wachsen Bäume im Moor nur schlecht und sehr, sehr langsam.


Moltebeere, schmecken wie eine Mischung aus säuerlicher Aprikose und Himbeere.. (Beeren und Pilze zu sammeln ist in den meisten Nationalparks in Estland ausdrücklich erlaubt). Die Marmelade gibts im Supermarkt zu kaufen.


Ledum Palustre (Sumpfporst, wird in der Homöopathie z.B. bei Insektenbissen verwendet..): das Grüne da und Drosera (Sonnentau - eine insektenfressende Pflanze, wird in der Homöopathie bei trockenem Reizhusten verwendet): das Rote mit den Haaren.




Immer wieder dunkle, tiefe Löcher. Besser nicht hineinfallen (teilweise sind sie ziemlich überwuchert) und schön dem Guide folgen.


Ab und zu gibt es festere "Inseln" im Moor, hier wachsen dann auch wieder Bäume, Heidelbeeren und Rauschbeeren (ebenfalls eine Heidelbeerart, aber mit hellem Fruchtfleisch und weniger aromatisch als die echte Heidelbeere).



Und schließlich erreichen wir bei ein paar größeren Moorweihern einen Bohlenpfad, dem wir von jetzt an folgen. Für uns steht fest: Wir kommen morgen zum Baden nochmal!


Nach einem Mittagessen auf der Wiese (Edus Frau (?) erwartet uns mit einem Topf köstlichen, herzhaftem Porridge mit Speck und Kartoffeln, Johannisbeerkuchen und Kaffee) gehts dann auf den Fluss. Nach einer kurzen Einweisung paddeln wir auf der Raudna in etwa 1,5 Stunden wieder an den Startpunkt Riisa Rantso.
Eine sehr, sehr empfehlenswerte Tour, würde ich jederzeit wieder so buchen!


Zu den Badeplätzen im Moor kommt man aber auch ohne Guide - sie liegen am Ingatsi Trail, einem Holzbohlenpfad übers Kuresoo Moor. Als wir dort waren, wurden die Planken gerade neu verlegt, der Teil durchs Moor ist fertig, am Anfang mussten wir noch durch matschigen Wald. Ist inzwischen aber wahrscheinlich auch schon fertig.
Neben einem Aussichtsturm gibt es hier mehrere Bademöglichkeiten mit Einstiegsleitern (anders als im Laheemaa Nationalpark, wo man z.B. im Viru Moor nicht baden darf!). Schon ein sehr besonderes Gefühl ins Dunkle zu steigen.




Übernachtet haben wir im Ponka Guesthouse, es liegt etwas außerhalb des Nationalparks, aber mit dem Auto ist man in nur etwa 10 Minuten bei Riisa Rantso (der anderen Übernachtungsmöglichkeit hier, sah ebenfalls sehr schön aus!). Wir hatten das einfache Familienzimmer über der Sauna - es gibt Kochmöglichkeit und einen großen Aufenthaltsraum. Wer kochen möchte (oder brotzeiten) - rechtzeitig einkaufen, evtl. schon auf dem Weg! Wir kamen am ersten Abend recht spät und und konnten gerade noch so ein paar Sachen in Joesuu in einem winzigen Lädchen kaufen. Alternativ kann man bei Raivo, dem Besitzer auch ein Abendessen bestellen, das hat für uns für den zweiten Abend geklappt - seine Frau Marika kocht sehr gute estnische Hausmannskost (die Pancakes zum Frühstück...!) und wir kugelten von dannen.
Raivo ist eine echte Nummer (und redet gern und viel..), nicht entgehen lassen sollte man sich den Saunaabend mit ihm (aber da kommt vermutlich eh keiner aus).

Gästehaus, Sauna und natürlich: Saunateich!


Nach zwei Nächten haben wir die Koffer wieder gepackt und weiter ging die Reise in Richtung Saaremaa. Ein wunderbarer erster Stopp in Estland!

Weil immer wieder Fragen nach Insekten aufkamen: Ja, die gibt es natürlich. Wir hatten aber großes Glück und bei unserem Besuch war es sehr, sehr windig. Das zusammen mit einem Repellent (Icaridin hats getan) bescherte mir keinen einzigen Stich.

Ingatsi Trail: Parkplatz bei GPS N 58°27'10'', E 25°02'14''
Wer in Estland unterwegs ist und sich für kleinere Wanderungen, Kanufahrten etc. interessiert, dem kann ich das kleine Büchlein Estland: 32 Wander- und Entdeckertouren* von Stefanie Holtkamp empfehlen. Neben den Tourenvorschlägen mit exakten Angaben zu Parkplätzen findet man noch viele weitere Tipps zu schönen Badeplätzen und sonstigen Sehenswürdigkeiten. Super für Vorbereitung und den Urlaub!

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