Ich habe hier Unmengen an Bildern und werde etwas ausführlicher von unserer Reise berichten, denn insgesamt zählen Lettland und Estland ja nicht unbedigt zu den ganz gängigen Reisezielen. Vielleicht bekommt ja der ein oder andere ebenfalls Lust..? Ich kann die baltischen Staaten uneingeschränkt empfehlen (und ja, es hat sich nochmal ganz schön was getan, seit ich vor 10 Jahren für ein 4-wöchiges Praktikum in Riga war).
Treff- und Startpunkt unserer Reise war Riga (unsere Freunde hatten 2 Tage mehr Zeit und haben noch einen Abstecher nach Litauen an die Kurische Nehrung gemacht) - danach gings weiter in den Soomaa Nationalpark (Estland), auf die Insel Saaremaa, nach Tallinn und schließlich noch in den Laheemaa Nationalpark.
Aber davon später - los gehts in: RIGA!
Blick von der Lettischen Akademie der Wissenschaften in Richtung Zentralmarkt (in den Zeppelinhallen und unter den gelben Segeln davor), Altstadt und Daugava.
Wir haben uns in den Städten nur wenig fest vorgenommen, uns viel treiben lassen - aber ein Punkt war in Riga gesetzt - ein ausgiebiger Besuch auf dem Zentralmarkt.
Wer sich für "echte" Märkte erwärmen kann - hier ist man richtig! Vorbei gehts zuerst an Holzbuden mit Kleidung und Alltagsgegenständen (die nicht wirklich auf ein "modernes" Publikum abzielen..) in Richtung Hallen. Rund um die Hallen bauen ab 9 Uhr morgens zig Händler und Privatleute ihre Waren vor sich auf. Auf den einfachen Holztischen ohne Schirm verkauft scheinbar das Müttcherchen Blumen und Beeren aus dem Garten, Bohnen, selbstgestrickte Socken und natürlich Unmengen an Pifferlingen und Heidelbeeren (der Liter Heidelbeeren ca 3 Euro, der Liter Pifferlinge 2,50 Euro (1 kg ca. 5 Euro!). Sogar Walderdbeeren werden angeboten.
Da wir direkt aus dem Hostel (Riga Hostel, günstig, zentral, einfach) kommen, haben wir große Lust auf Frühstück. In Halle 2 gibts Milchprodukte und Backwaren, wir decken uns an einem Stand mit herrlichem Gebäck in süß und salzig und Kaffee ein. Ca. 8 Teilchen, 4 Kaffee - 5 Euro. Der Markt ist immer noch sehr, sehr günstig. Die Teilchen schmecken hervorragend, besonders gern mag ich die Speck-Piroggen (dise halbmondförmigen Dinger rechts und das Hefegbäck mit Quark und Rosinen. So gut!)
Zurück draußen bestaunen wir nochmal die Auslagen - Kräuter, Johanniskraut, Kamille und immer wieder Pfifferlinge. Tiefes Bedauern, dass wir hier nur eine Hostelküche zur Verfügung haben.
Die Markthallen sind thematisch unterteilt - in Halle 1 gibts Fleisch und Wurst (inkl. Live-Zerteilung des Schweins am Stand..), Halle 2 Backwaren und Milchprodukte, in Halle 3 gibts nochmal ein bisschen Gemüse und ca. 4-5 Stände, die nur eingelegtes Gemüse anbieten. Knoblauch und Gurken in Unmengen..
Und dann natürlich die Fischhalle - ein tolles Erlebnis. Vorne gibts v.a. Räucherfisch, hinten den frischen. Wir können uns kaum sattsehen. Den Stand mit Kvass vom Fass findet man auch hier.
Auch interessant - zwischen der Halle mit den eingelegten Waren und der Fischhalle findet man a) ein vom Lonely Planet empfohlenes Fischrestaurant - wir haben nur leider noch keinen Hunger und b) eine Bäckerei, die Fladen in einem ganz besonderen Ofen mit offener Flamme backt. Ich weiß leider nicht, was es genau war, habe solche Fladenbrote aber schonmal in einem Bericht über armenische Küche gesehen..wer weiß, was es ist, typisch lettisch ists jedenfalls eher nicht.
Und dann natürlich noch... die Blumen. Letten lieben Blumen und so ist auch die Blumen- und Pflanzenabteilung reich bestückt. Und günstig - wunderschöne Sträuße aus dem Bauerngarten ab 1 Euro.. schon beim Abendessen am Tag davor bewunderten wir die wunderbaren, modernen Blumenarrangements im Austra (Hipster-Laden mit Burgern, guten Salaten, Risotto etc. besonders empfehlenswert ist wohl das güsntige Mittagsmenü).
Alles in allem haben wir dort locker einen Vormittag verbummelt - so viel zu sehen! Wer schon mal hier ist, der kann gut einen Abstecher zur Lettischen Akademie der Wissenschaften machen, für 5 Euro kommt man mit einem Lift auf die Besucherplattform und hat dort einen tollen Ausblick über Riga. Ansonsten gibts hier in der Gegend noch die alten Backsteinwarenlager, die teilweise gerade wieder hergerichtet werden.. noch steckt die Gentrifizierung hier aber noch in den Kinderschuhen..
Weiter führt uns unser Spaziergang in die Altstadt. Bummeln, in Läden lettisches Handwerk erstehen (empfehlenswert: Mus Maja in der Kaleju 7)
Abends schön für Drinks und einen Happen zu Essen: das Palgams - die sehr hippe Variante des Tennisclubheims.. nebenan ploppt immer noch der Filzball, innen sehr stylish mit guter Getränkeauswahl (sehr interessant: in allen hippen Lokalen trinkt man Fritz Kola & Limos.. die waren wohl auf Promotour hier). Schön ist auch die Terasse - das Palgams liegt im Parkgürtel um die Innenstadt. Gut gegessen: Salat aus Quinoa, gegrillter Aubergine, Rotkohl und honig-gerösteten Kichererbsen - auch der Kuchen ist hervorragend..
An Tag 2 machen wir uns auf, die Gegend um die Miera iela zu erkunden. Hier findet man zum einen die Schokoladenfabrik Laima, zum anderen jede Menge verfallene Holzhäuser - und Weinbars, Cafés und kleine Läden, die vermutlich von günstigen Mieten profitieren, ein Viertel im Wandel.
Auch der berühmte Jugendstil darf nicht fehlen.. ein Spaziergang rund um die Alberta iela. Hier wirds gleich sehr viel touristischer und es kommen einem wieder Kreuzfahrt-Gruppen entgegen.. trotzdem natürlich schön, aber der Fotofokus lag dieses Mal woanders ;).
Und so ganz gemütlich geht unser Tag in Riga dann auch zu Ende.. defintiv immer noch eine spannende Stadt, nicht so voll wie Tallinn (kommt später noch), der ehemals russische Flair ist hier noch eher zu spüren. In vielen Gegenden wird gebaut und renoviert. Viel Platz für Kreative, kleine Cafés und Handwerk. Die Stadt lebt - definitiv einen Besuch wert!
Christi-Geburt-Kathedrale am Brivibas Bulvaris
Essen & Trinken
Gegessen haben wir in Riga viel auf der Straße oder in kleineren Bars/Cafés - es gäbe aber natürlich auch richtig (gute) Restaurants, für die fühlten wir uns aber nicht wirklich angezogen - der restliche Urlaub hatte ja durch aus eher einen Outdoor-Fokus.. hier waren Chucks oder Turnschuhe aber kein Problem:
- Austra, Krisjana Barona iela 41/43
Café mit großen Holztischen und Betonlampen. Tapasartige Vorspeisen (wir hatten eine Käseauswahl und Roggenbrot mit verschiedenen Aufstrichen), Burgern, Salaten (ich hatte Rote Bete / Rucola / Erbsenpesto / Frischkäse - sehr fein). Tolle Blumen auf dem Tisch. Besonders empfehlenswert ist wohl der Mittagstisch. Kellnerin noch neu oder ein bisschen sehr verpeilt.. aber wir hattens ja nicht eilig.
4 Personen inkl. 2 geteilter Vorspeisen, Bier und Espresso: ca. 60 Euro
- Dachterasse D'Arte auf einer Shopping-Mall (Dzirnavu iela 67, 8. Stock): Perfekt zum Sonnenuntergang gucken und Möwen lauschen. Wenns frisch wird helfen Decken, Glühwein und heißer Balzams mit schwarzem Johannisbeersaft. Alternativ: Die Skybar im Radisson Blu am Brivibas Bulvaris besuchen
- Pelmeni XL in der Altstadt (Kalku iela 7)
Wenn der kleine Hunger kommt.. trashiges Fastfoodrestaurant mit guten und spottbilligen Suppen (kalte Rote Bete Suppe, Soljanka) und natürlich Pelmeni (eine Art russische Ravioli mit allerlei Füllungen und reichlich Sauerrahm) - gezahlt wird nach Gewicht, ein Teller Suppe und ein Teller Pelmeni zusammen liegen bei günstigen 3-5 Euro.
- Palgams, Kronvalda bulvaris 2B
das stylischste Tennisheim, das ich je besucht habe ;). Holzbungalow ganz in Schwarz, schöne Terasse. Ordentliche Gin-Auswahl und auch sonst scheint der Barmann sein Handwerk zu verstehen. Kleine, gute Essenskarte. Preislich etwa wie in Deutschland.
- Café Miit, Lacplesa iela 10
veganfreundliches Café mit kleinem Frühstücksbüffet (5 Euro, all you can eat: gebackene Süßkartoffel, Rührei, viele vegane Aufstriche, Obst, Brot.. ) und hipper Kaffee-Auwahl, die mich Landei überfordet (FrenchPress, Aeropress, Chemex, Cold Brew alles kein Problem...). Viele vegane Kuchen
- Apsara Teehaus (ein Pavillon in der Krisjana Barona iela 2A, das Holzhaus im Park in der Terbatas iela 2G)
Der Pavillon steht im grünen Park, man guckt aufs Flüsschen und trinkt Tee aus der reichen Auswahl. Den Kuchen fanden wir nicht so berauschend, dafür lässt es sich auf den bequemen Kissen (draußen oder drinnen..) sehr gut vom Stadtbummel erholen..
- Stockmann - die Essensabteilung, 13. janvaras iela 8
Die Essensabteilung (eher Feinkost..) im Stockmann Kaufhaus lohnt durchaus einen Besuch auf der Jagd nach interessantem Essen, Limos, Bier etc..
Auch super in der Nähe der Schokoladenfabrik: Die Rocket Bean Roastery (https://www.rocketbean.lv/miera-iela-2931/)
AntwortenLöschenUnd ganz toll war auch das Cemodans (http://www.restoranscemodans.lv/en/) in der Gertrudes - wir sind damals zufällig reingestolpert, weil es auf dem Heimweg zum Hotel lag. Super Essen, super freundlicher Service, schöne Einrichtung.
Nach der Rocketbean Roastery habe ich auch so (halbherzig) Ausschau gehalten, habe sie aber nicht spontan entdeckt - und das Frühstück lag eigentlich auch noch nicht lang genug zurück.. Danke für die Tipps, wer weiß, obs das letzte Mal Riga war (könnte mir vorstellen, dass nicht ;) ).
LöschenIn Riga war ich letzten Winter und so begeistert, dass ich gleich noch einmal hin musste im Juni! Allerdings bin ich noch gar nicht dazu gekommen, darüber zu schreiben... Tallin hatte mich schon vor Jahren kulinarisch überrascht und in Riga ging es mir genau so! Die Küche ist wirklich anders, viel mit Beeren und Pilzen und total lecker! Das dunkle Kümmelbrot würde ich gerne jeden Tag essen! Die baltischen Länder sind echt noch viel zu unterschätzt, dabei ist man mit dem Flugzeug so schnell da und es gibt so viel zu sehen!
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