Mittwoch, September 07, 2016

Hüttenwanderung im Verzasca Tal: Auf die Capanna d'Efra

Vergangene Woche bot sich mir nochmal die Möglichkeit für einen Kurzabstecher ins Tessin. Es lockte herrlichstes Wanderwetter und so haben meine Eltern und ich uns mal etwas Neues vorgenommen: eine Wanderung mit Übernachtung auf dem Berg.


Den Weg von Frasco im Verzasca Tal (885 m ü.N.) führt über die Alpe d'Efra und den Lago d'Efra (1836 m) zur nicht bewirtschafteten Capanna d'Efra auf 2039 Metern Höhe. Die Hütte hält Getränke und feste Nahrungsmittel wie Pasta, Reis, Polenta bereit - außerdem kann man hier natürlich übernachten. Die Anmeldung erfolgt einfach via Internet. Die Strecke (ca. 6 km einfach, 1200 Höhenmeter) kann man natürlich auch an einem Tag hin- und zurückmarschieren - wir haben uns aber für den Luxus der Hüttenübernachtung entschieden - die absolut richtige Entscheidung. So müssen wir nicht allzu früh starten und haben alle Zeit der Welt, unterwegs Steimandln zu bauen, Fotopausen einzulegen und natürlich einen seeehr erfrischenden Sprung in den Bergsee zu wagen (ok, nur ich ;) ).

Weil sich  meine Begeisterung u.a. in einer unglaublichen Fotomenge äußerte (dabei hatte ich doch nur die kleine Kamera dabei..), gibt es hier heute eine Wanderfotoflut. Die Fotos, auf denen ich zu sehen bin, hat Mama gemacht.

Ab Monti Montada gehts aufwärts..




Mich begeistert die wechselnde Vegetation, anfangs noch typisch Tessiner Mischwald, wird der Wald zu dunklerem Buchenwald, dann kommen Birken und schließlich die Lärchen. Ein Meer von Alpenrosen (wie toll muss das hier aussehen, wenn alles blüht?) und schließlich Wacholderheiden. Wunderschön!

Nach Kehren über Kehren haben wir die verlassene Alpe d'Efra erreicht. Höchste Zeit für eine Pause. Am Brunnen füllen wir unsere Wasserflaschen auf, jetzt folgt ein landschaftlich schöner Weg durch Wacholderbüsche und steinige Pfade zum See. Wir queren zwei, drei Bäche, alle führen nicht besonders viel Wasser, also alles kein Problem.

Alpe d'Efra, Fensterhöhle mit Ausblick



Am Lago d'Efra




Nach dem Bad im See fallen auf einmal Wolken von den Hängen - hier wird ziemlich deutlich, was es heißt, das Wetter kann hier in den Bergen schnell umschlagen. Zum Glück haben wir ja nicht mehr weit - etwa in 40 Minuten erreichen wir unser Ziel für heute: die Capanna d'Efra. (Bis dahin sind die Wolken dann auch wieder verschwunden.)





Der Abend auf der Hütte, die wir grandioserweise ganz für uns alleine haben, ist herrlich: Das Bier ist kalt, der Blick geht gen Tal und die Sonne versinkt langsam. Es gibt Spaghetti mit Tomatensauce aus dem Rucksack und Tessiner Merlot. Wie schön, Zeit zu haben.




So siehts übrigens in Küche/Aufenthaltsraum aus. Ein Gasherd, ein Holzherd incl. grooßem klassichen Polentatopf, den man übers Feuer hängen kann. Reichlich Merlot. Alles da, was man so braucht.



Der nächste Morgen empfängt uns mit magischer Stimmung. Um halb sieben bin ich wach, schnappe mir die Kamera und springe begeistert ums Haus. Was für ein Licht! Im Tal hängt noch der Nebel und von Minute zu Minute verändet sich das Licht, taucht die Bergketten in rosa Morgenlicht. Frühstück am großen Steintisch vor dem Haus, bevor es wieder Richtung Frasco geht. Beim Abstieg sind Stöcke sehr zu empfehlen, die steilen Steinstufen gehen sonst ganz schön in die Knie.




Nie ohne Mamas Powerbank ;)! Frühstück (natürlich auch selbst mitgebracht) mit grandioser Aussicht.




Der See ist morgens mindestens so schön wie am vorangegangen Nachmittag, die Sonne kommt gerade passend heraus.. noch ein kleines Abschiedsbad, das muss schon drin sein. Sehr erfrischt gehts an den Abstieg.



Wenn man dann wieder am großen Wasserfall angekommen ist, liegt das steilste Stück schon hinter einem.. Zeit für eine Abkühlung (das Wasser hier war übrigens nicht so kalt wie das im See..). Danach dauerts vielleicht noch eine Stunde und man ist wieder in Frasco angelangt, incl. Ziegen und Schlange (Viper? schlängelte sich freundlicherweise zischend ins Gebüsch, als sie meine Stöcke bemerkte) auf dem Weg..



Was für ein wunderbares Erlebnis. Am liebsten würde ich gleich weitergehen - es war hoffentlich nicht die letzte Tour in dieser Art..

Die Capanna d'Efra liegt am Höhenweg Via Alta Verzasca - das ist allerdings eine anspruchsvolle alpine Streckenwanderung mit T5/T6 Stellen, also (derzeit noch?) nichts für mich. Man könnte aber von der Hütte noch auf die Cima d'Efra (2577 m) steigen. Alternativen: Am nächsten Tag den Gagnone Pass überqueren und ins Nachbartal Val d'Ambra absteigen oder dem Wegweiser nach Lavertezzo folgen (angeblich 6 Stunden, das ist aber evtl. sportlich.. wir haben für unseren Abstieg jedenfalls deutlich länger als die angegebenen 2 Std. 40 Min. benötigt).

Sehr angenehm fand ich die durchwegs schönen Bergwege und Pfade, keine breiten Straßen oder geschotterten Wege, wie das hier im Schwarzwald öfter der Fall ist. Begangen ist der Weg auch nicht wirklich viel - Ende August ist vermutlich schon keine Hauptsaison mehr, uns begegneten ca. 6 Paare auf der gesamten Strecke.

In Frasco parkt man mit der Verzasca Parking Card (1 Tag 10 sFr, kann man am Taleingang und an einigen Parkplätzen kaufen) am besten am Wanderparkplatz an der Kirche, dort kann man für 3 sFr noch den Folgetag dranhängen. Alternativ kauft man zwei Tagestickets und kann damit überall im Verzascatal parken. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln kommt man natürlich auch her: Ab Bahnhof Locarno ins Verzascatal.

20 Kommentare:

  1. Danke für die wunderschönen Bilder!Bin sehr neidisch - aber freue mich für Euch!

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    1. Oh das versteh ich, so gehts mir auch immer, wenn ich wo anders tolle Bergbilder sehe!

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  2. Traumhaft! Kompliment, die Bilder fangen die wunderschöne Stimmung sehr gut ein.
    Bis auf das Bad im See (brrr) wär man gerne dabei gewesen.
    Gruss, Claudi

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    1. Vielen Dank. Und das Bad im See war wirklich gut. Ich musste nur ein ganz klein wenig Kreischen (hähä), nur anfangs ;).
      Liebe Grüße, Kathi

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  3. Eure (vorbildliche ;)) Instagrammerei hat einem den Mund schon ganz wässrig gemacht: herrliche Tour! Muss ich dringend dem Kerl vorschlagen!

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    1. Ja, wir haben alle ganz schön zugespammt.. ähäm. Aber macht das, lohnt sich! Lohnende Wandervorschläge für die bayerischen Alpen nähm ich übrigens auch gern :)

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    2. Ich kann die vorarlbergischen/liechtensteinischen anbieten: UNBEDINGT auf die Drei Schwestern (gibt diverse Varianten, wir sind von Planken rauf und nach Gaflei abgestiegen), im Brandnertal auf den Schillerkopf (und hinterher auf der Alpe einkehren; bester Joghurt & Butter!), die Gurtisspitze ist auch sehr schön. Und falls doch Bayern: einmal rund um den Königssee & durchs Steinerne Meer (und einmal auf der Wasseralm nächtigen – auch, wenn's da inzwischen wohl nicht mehr ganz so urig ist wie vor drei Jahren)... *lufthol*

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    3. Ja vielen Dank! Vorarlberg ist ja noch viel besser, da näher! Drum bedank ich mich schonmal, da sollte doch hoffentlich mal eine Tour realisierbar sein.

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  4. Das ist atemberaubend schön! Danke für diesen Bericht und die tollen Fotos. Ich bin hin und weg, vollkommen...

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    1. Danke für die netten Worte - ich bin mir immer nicht ganz sicher, ob ich diese ganzen Wandergeschichten überhaupt posten soll.. hat ja mit Essen eigentlich nix zu tun.

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  5. Hach, da komen gleich wieder die ganzen Erinnerungen hoch! So wunderbare Tage mit dir, die Tour war hier im Tessin natürlich die absolute Krönung. Alles hat perfekt gepasst, inklusive dem Wetter :-)

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  6. eine wunderschöne Berg-Landschaft, der See, der Morgennebel!!
    Ich kenne das Tessin leider gar nicht, es ist gar so weit weg von uns..
    lg aus Wien

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    1. Oh, dafür habt ihr aber in Österreich ja auch herrliche Fleckerl - jedenfalls was ich von Fotos kenne, leider war ich bislang viel zu wenig im Nachbarland.
      Liebe Grüße nach Wien!

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  7. Ganz toll - Bericht wie Fotos. Man möchte am liebsten sofort Wanderschuhe und Rucksack aus der Mottenkiste holen und losmarschieren.
    Merci.

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    1. Vielen Dank liebe Thea. Und ja - ich finde es lohnt sich allgemein Wanderschuhe und Rucksack aus der Mottenkiste zu holen - die Welt ist halt voller schöner Orte :).

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  8. Einfach superschön, bin sprachlos. Uns hat der Wandervirus nun auch infiziert. Wie neidisch ich bin, dass ihr es nicht so weit habt. :-)

    LG, Christina

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    1. Dankeschön - ich wär auch an einem Bericht über eure japanische Wanderung interessiert - ist da zufällig noch was in Planung? Japan fänd ich schon länger spannend, v.a. nachdem Freunde von uns recht begeistert berichteten. Nur Stadt ist aber nix für mich, drum finde ich euren Ausflug sehr spannend.
      Und ja - die Nähe zu den Bergen ist Luxus, ich nutze ja vorwiegend den nahen Schwarzwald, aber die Alpen wären auch nicht so richtig weit.. ich hoffe, ich kann das demnächst noch etwas ausbauen.
      Liebe Grüße!

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  9. Liebe Kathi,
    da du manchmal am Zweifeln bist, ob du die Wanderungen überhaupt auf dem Blog posten sollst, ich finde es großartig, dass du es machst und lese sie genauso gerne wie die anderen.
    Da ich auch vor Kurzem das Wandern für mich entdeckt habe, bin ich sehr neidisch, dass ihr so schöne Gegenden quasi vor der Haustür habt. Hier in Berlin gibt es zwar auch Schönes zu entdecken, aber ein paar Berge wären auch ganz nett.
    Liebe Grüße und bitte mit diesen Beiträgen weiter machen!
    Andrea

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  10. Woah, krass! Ich *weiß* ja, dass die Alpen schön sind, aber irgendwie vergisst man das immer so leicht. Danke fürs dran erinnern :D

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  11. Liebe Kathi,
    wow, deine Bilder sind so herzzerreissend schön, dass ich da sofort auch hin will. Jetzt habe ich akutes Fernweh (und Sommersehnsucht)! Ich muss im nächsten Sommer auch unbedingt in die Berge.
    Liebe Grüße,
    Elisabeth

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